Datenskandal bei der Deutschen Post?

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 04.04.2018

Verkauf von Milliarden Kundendaten

Die Deutsche Post muss sich nun gegen einen Datenskandal verteidigen. Laut mehreren Medien soll ein Tochterunternehmen der Deutschen Post Kundendaten in Milliardenhöhe verkauft haben. Die Geschäfte sollen 2005 für politische Zwecke begonnen haben.

Laut der Welt erhielten die Parteien CDU und FDP straßengenaue Analysen des Tochterunternehmens, welche sie im Bundestagswahlkampf 2017 vorlegten. Dabei beinhalteten die Angaben Kaufkraft, Bankverhalten, Geschlecht, Alter, Bildung, Wohnsituation, Familienstruktur, Wohnumfeld und Besitz von Pkw. Die beiden Parteien sollen dafür einen fünfstelligen Betrag bezahlt haben. Durch „mehr als eine Milliarde Einzelinformationen“ wurde ein Micro-Targeting gestartet, mit dem die „Parteiaffinität“ ausgemacht wurde. Auch die FAZ berichtete, die Post werbe in einer internen Broschüre mit Daten und Auswertungen dieser Art. „Für jedes Gebäude im Wahlkreis wird für jede Partei ein Chancenwert ermittelt“, heißt es dort.

Beide Parteien bejahten die Existenz solcher Verträge, jedoch wurde der Vorwurf der unlauteren Methodik abgestritten. „Die Daten der Deutschen Post, die wir für ‘FDPMaps’ erworben haben, waren vollständig anonymisiert und im Einklang mit deutschem Datenschutzrecht bearbeitet“, erläutert der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Buschmann, gegenüber Reuters. Auch hieß es aus der CDU-Parteizentrale in Berlin: „Wir haben selbstverständlich keine Daten über Einzelhaushalte gekauft. Es wurde im Rahmen des Haustürwahlkampfes die statistische CDU-Wahlwahrscheinlichkeit für einen Straßenabschnitt geliefert.“ Die CDU habe ausschließlich „vollkommen anonymisierte Daten“ erhalten, bei denen ein Personenbezug „nicht herstellbar“ sei.

Die Deutsche Post bezog ebenfalls Stellung gegenüber den Vorwürfen. In einer offiziellen Mitteilung gab das Unternehmen bekannt, dass „die Behauptung, die Deutsche Post oder eine ihrer Tochterfirmen würden Daten ‚verhökern‘“ nicht der Wahrheit entspricht. Laut der Mitteilung werden zwar Daten gespeichert, jedoch unter Beachtung des Bundesdatenschutzgesetzes, dessen Einhaltung regelmäßig von einem Bundesbeauftragten geprüft werde. Zu der internen Broschüre, die „20,0 Mio. Häuser mit rund 34 Mio. Haushalten in Deutschland“ und „mehr als 1 Milliarde Einzelinformationen“ umfasst, sagte die Deutsche Post: „Es werden keine personenbezogenen Daten, sondern nur statistische Wahrscheinlichkeitswerte dargestellt.“