Weniger ausländische Projekte in Deutschland

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 05.06.2019

Deutschland erstmals nicht auf Platz eins

Laut einer Managerbefragung des Beratungsunternehmen Ernst & Young (EY) haben ausländische Anleger letztes Jahr deutlich weniger in Deutschland investiert. Im Rahmen der Studie wurden weltweit 506 Entscheidungsträger von Unternehmen von einem Marktforschungsinstitut befragt.

Die Zahl der Projekte 2018 ist um 13 Prozent auf 973 gesunken. Im europaweiten Vergleich ist Deutschland zum ersten Mal, seit der ersten Erhebung im Jahr 2005, abgestiegen. „Deutschland ist nicht mehr Wachstumsmotor der europäischen Wirtschaft“, kommentierte EY-Deutschlandchef Hubert Barth. Für einen Aufstieg seien eine positive Dynamik und neue Wachstumsimpulse dringend nötig.

Deutschland schneide zwar gut bei politischer Stabilität und Berechenbar ab, „aber auch ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, wirtschaftliche und politische Aufbruchstimmung sowie Offenheit für neue Technologien sind wichtige Faktoren“. Hier müsse Deutschland einiges nachholen.

Die Stärken der Bundesrepublik seien laut der Befragung die Infrastruktur, das politisch und rechtlich stabile Umfeld sowie die Qualifikation der Arbeitskräfte. Die Schwächen hingegen lägen bei der Flexibilität des Arbeitsrechts, Steuerfragen, Anreizen und Vergünstigungen für Unternehmen sowie Arbeitskosten.

Großbritannien besser abgeschnitten

Mehr als ein Drittel der Investoren äußerten sich negativ zu ihren Geschäften in Deutschland. Im letzten Jahr waren es rund ein Viertel. Mit der Zahl der Investitionsprojekte wurde Deutschland von Frankreich vom ersten Platz abgelöst und rutschte auf den zweiten.
Platz eins wird trotz Unsicherheiten des Brexits von Großbritannien belegt. Dort wurden insgesamt 1.054 Projekte realisiert – jedoch wurde auch ein Rückgang von 13 Prozent vermerkt. Insgesamt wurden vier Prozent weniger Projekte in Europa verbucht.

Am häufigsten haben vergangenes Jahr in Deutschland US-amerikanische Unternehmen agiert. Darauf folgen Unternehmen aus der Schweiz, China und Großbritannien. Diese haben jedoch deutlich weniger Projekte in Deutschland umgesetzt.

USA schaffte am meisten Stellen

Laut der Methodik von EY ist ein Projekt eine Investition, die die „Schaffung neuer Standorte und neuer Arbeitsplätze“ mit sich zieht. Wie viele Arbeitsplätze geschaffen werden, ist irrelevant. Firmenübernahmen oder Ersatzinvestitionen, bei denen keine Arbeitsplätze entstehen, zählen nicht dazu.

Die meisten Arbeitsplätze wurden laut EY mit 73.000 neuen Jobs von den USA erschaffen. Deutsche Firmen liegen mit rund 57.000 Stellen auf Platz zwei. Darauf folgt China mit rund 16.000 Stellen.

Laut den Ergebnissen waren deutsche Unternehmen im Ausland weiterhin investitionsfreudig. 2018 wurden mit 695 so viele Projekte wie noch nie gestartet. Am meisten wurde in Frankreich (187 Projekte) investiert, in Großbritannien wurden hingegen ein Drittel weniger agiert (71 Projekte).