Beschaffungsmarkt-Check Russland

Beschaffung im größten Land der Welt

In Russland gibt es unendlich viel zu entdecken: auch für die Beschaffung. Mit 17,1 Millionen Quadratkilometern ist Russland flächenmäßig das größte Land der Welt und bietet damit zahlreiche Möglichkeiten für die Beschaffung. Seit 2015 / 2016 steckt das Land in der Rezession. Die Hauptgründe dafür sind der sehr niedrige Ölpreis, der Verfall des Rubels, die westlichen Sanktionen aufgrund der Ukraine-Krise und die hohen Inflationsraten von über 10 Prozent. Allmählich erholt sich die russische Wirtschaft wieder, viele Branchen – vor allem in der Automobilindustrie und im Maschinenbau – haben aber nach wie vor freie Kapazitäten. Sie suchen nach neuen Kunden, die die Produktion wieder in Gang bringen. Vorteil für außerrussische Firmen sind qualitativ hochwertige technische Ressourcen, die modernsten Ansprüchen gerecht werden. Die Verbesserungen in puncto Produktionskapazität und Qualität in den letzten Jahren machen Russland als Beschaffungsmarkt besonders interessant.

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Dass sich die wirtschaftliche Lage allmählich verbessert, zeigen die neusten steigenden Export- und Importzahlen: 2017 importierte das Land Waren im Wert von rund 238 Milliarden US-Dollar und exportierte Waren im Wert von rund 353 Milliarden US-Dollar. Deutschland spielt sowohl beim Ex-, als auch beim Import eine tragende Rolle für Russland. 2016 war die Bundesrepublik auf Platz 3 der wichtigsten Exportländer (7,8 Prozent), nach China (10,3 Prozent) und den Niederlanden (10,5 Prozent). Bei den wichtigsten Importländern liegt Deutschland sogar auf Platz 2 mit 11 Prozent (2016). Nur aus China importiert der WM-Gastgeber mehr (21,6 Prozent).

Rohstoffe, Sanktionen & Einkaufsinitiativen

Russland ist ein besonders rohstoffreiches Land: rund 16 Prozent aller mineralischen Naturressourcen der Welt liegen in Russland. Zu den wichtigsten Schätzen gehören Erdgas, Erdöl, Kohle, Gold, Eisen & Zinn, Nickel, Kupfer, Kobalt, Blei und Zink. Das macht sich auch bei den führenden Industriebranchen bemerkbar. Besonders stark sind die Branchen Maschinenbau, Eisen- und Nichteisenmetallverarbeitung, die chemische und petrolchemische Industrie sowie die Holz- und Lebensmittelindustrie.

Aber Vorsicht! Seit 2014 gelten wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland aufgrund der Annexion der Halbinsel Krim in der Hafenstadt Sewastopol durch Russland. Einige Produkte stehen auf der Sanktionsliste, andere sind mit hohen Zöllen belastet. Das betrifft vor allem die Lebensmittelindustrie, die Ausfuhr im Maschinenbau und von Automobilteilen ist hingegen einfacher. Dennoch sollten Sie sich den 31. Juli 2018 merken: dann laufen die Sanktionsmaßnahmen aus. Ob diese erneut verlängert werden, wird sich im Laufe der nächsten Wochen zeigen. Als Gegenmaßnahme hat die russische Regierung ebenfalls ein Einfuhrverbot für landwirtschaftliche Erzeugnisse, Rohstoffe und Lebensmittel verhängt. Diese sind mittlerweile zwar etwas gelockert worden, wurden aber bis zum 31. Dezember 2018 verlängert.

Erst kürzlich gab der BME bekannt, die „Einkaufsinitiative Russland“ weiter voran zu treiben. Gemeinsam mit dem Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft und der AHK Russland sollen russische Lieferanten für Waren und Dienstleistungen mit der Initiative unterstützt und mit deutscher Hilfe international stärker in die Supply Chain eingebunden werden.

Luft, Schiene oder Wasser: Logistik in Russland

Spielen Sie mit dem Gedanken, den Beschaffungsmarkt Russland zu erschließen, dürften die Hauptindustriestandorte wie die Region Moskau, das Wolgagebiet, der Nordwesten und das Ural interessant sein. Hier ist vor allem die Maschinen- und Fahrzeugindustrie sowie die Geräte- und Anlagenbauherstellung stark vertreten.

In den meisten dieser Regionen sind bereits bekannte weltweitoperierende Logistikunternehmen zu Hause. Die Qualität der Straßennetze hat sich in den letzten Jahren erheblich verbessert, sodass auch im Bereich Straßentransport mit verbindlichen Laufzeiten gerechnet werden kann. Die einzige Hürde, die lokal überwunden werden muss, sind die Zollformalitäten. Diese können von der Region des Versenders bzw. Empfängers sowie von der Art der zu transportierenden Güter stark differenzieren. Es ist empfehlenswert, die Verzollung und Transport komplett einem Logistikunternehmen zu überlassen, um Verzögerungen bei den Laufzeiten zu vermeiden.

Russland als Verbrauchermarkt

In den letzten Jahren verhängte Russland als Antwort auf die westlichen Sanktionen ein Importverbot für alle Warengruppen und einzelne Artikel. Diese sollten auf dem lokalen Markt produziert werden. Dies war und bleibt ein guter Weg für viele westliche Investoren, den Aufbau der Produktionsstätte und -anlagen in Russland zu unterstützen. Ein beachtlicher Teil der Industrien und Branchen kann bei solchen Entwicklungsschritten mit sehr attraktiven staatlichen Subventionen rechnen. Selbstverständlich ist eine sorgfältige Prüfung aller rechtlichen und örtlichen Gegebenheiten bei der Planung dieser Schritte zwingend notwendig.

Fazit

Für europäische Unternehmen ist der Beschaffungsmarkt des Gastgebers der WM durchaus interessant und bietet viele Potenziale. Dennoch sollten Sie im Vorfeld einige Punkte berücksichtigen, wie zum Beispiel die Logistik, Zölle und die Ansprache von potenziellen, qualifizierten Lieferanten. Hier kann es hilfreich sein, im Vorfeld Expertise von Fachleuten einzuholen, um unerwartete Überraschungen zu vermeiden.

 

Dimitri Lagun

Senior Manager

Über den Autor

Dimitri Lagun ist Experte für den Einkauf und die Beschaffung in Russland. Als Senior Manager bei Kloepfel Consulting verantwortet er den Bereich Russlandberatung.
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Teil 2: Beschaffungsmarkt Mexiko – Mehr als nur Siesta!

Teil 3: Beschaffungsmarkt Schweden – Wie stark ist unser Vorrundengegner eigentlich?

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Teil 5: Beschaffungsmarkt Schweiz – Unser Nachbarland im Check

Teil 6: Beschaffungsmarkt Brasilien: Alles süß im Land des Zuckerhuts?