Schwierige Absicherung globaler Lieferketten

Autor: Thomas Wandler
Datum: 27.06.2024

Supply Chain Pulse Check von Deloitte und des BDI

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und Deloitte haben ihren aktuellen Supply Chain Pulse Check vorgestellt. Es ist inzwischen die dritte Ausgabe dieses Berichts über Lieferketten.

Für die aktuelle Version des Supply Chain Pulse Check wurde mit dem Serviceverband ISLA zusammengearbeitet. Im Zeitraum von April bis Mai 2024 wurden nach Angaben von Deloitte mehr als 120 Lieferkettenverantwortliche befragt. Die Teilnehmer sind überwiegend in Großunternehmen in den Branchen Maschinenbau/Industriegüter, Automobil, Chemie, Bauwesen sowie Transport und Logistik beschäftigt, wie aus der Pressemitteilung der Beratungsgesellschaft hervorgeht.

Pessimistischer Blick in die Zukunft

Wie Deloitte zusammenfassend schreibt, blicken die deutschen Industrieunternehmen pessimistisch in die Zukunft. So gehen 80 Prozent der Firmen von einem Rückgang der Gewinne aus.

Die Industrie ist laut Deloitte bei Rohstoffen und Vorprodukten stark importabhängig. Dabei fällt es den Unternehmen zunehmend schwer, die globalen Lieferketten abzusichern.

Geopolitische Risiken

„Die Unternehmen müssen mehr denn je alternative Szenarien für ihre Produktion und Rohstoffversorgung entwickeln“, sagt Jürgen Sandau, Partner und Lieferketten-Experte bei Deloitte. Neben China gelte es, Länder wie Indien, Vietnam oder Indonesien stärker in Betracht zu ziehen.

Zur Begründung verweist Deloitte auf geopolitische Risiken. So sehen 64 Prozent der Studienteilnehmer einen eskalierenden China-Taiwan-Konflikt als das größte Risiko für ihre Lieferkettenstrategie an. Ebenso bewerten 58 Prozent der Befragten zunehmende Handelskonflikte.

Trend zu Verlagerungen

Entsprechend groß sei der Trend zu weiteren Verlagerungen. Der Studie zufolge haben 49 Prozent der Unternehmen bereits Teile der Wertschöpfung verlagert und beabsichtigen, dies weiterhin zu tun. Den Plan, höherwertige Bereiche der Produktion zu verlagern, erwähnten 42 Prozent.

Dazu erklärt Jürgen Sandau: „Häufig sehen wir hierzulande nur noch Erhaltungsinvestitionen, aber keine Erweiterungsinvestitionen mehr. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, entsteht der Wohlstand der Zukunft nicht mehr in Deutschland.“

Der Ansicht, dass die Politik die Gefahr der Deindustrialisierung erkannt habe, sind nur 31 Prozent der Befragten.